Die Stromnetze zur Übertragung des Stromes von den Produzenten zu den Verbrauchern sind in „Übertragungsnetze“ und die „Verteilnetze“ unterteilt. Es gibt vier Betreiber für die Übertragungsnetze und hunderte regionale Stromnetzbetreiber bzw. Stadtwerke für die Verteilung zu den Verbrauchern. Die Aufsicht über den bedarfsgerechten Ausbau und die Preisgestaltung hat die Bundesnetzagentur (BNetzA).
Check24 berichtete nun am 26.01.2024: „In einem Schreiben an Finanzminister Lindner fordern die deutschen Netzbetreiber heute zusätzliche 7,8 Milliarden Euro vom Bund. Diese Forderung basiert auf den gesunkenen Großhandelspreisen für Strom, die zu einem Ungleichgewicht zwischen den Einnahmen aus dem Verkauf von EEG-Strom und den Förderzahlungen an Anlagenbetreiber geführt haben. Die Frage, ob diese Kosten auf die Stromkunden umgelegt werden, könnte einen erheblichen Anstieg der Strompreise bedeuten.“
Gründe für diese Forderung?
Konkret entsteht die Finanzierungslücke bei den Übertragungsnetzbetreibern durch das EEG. Die Abwicklung des EEG geschieht über das sogenannte „EEG-Konto“ bei den Übertragungsnetzbetreibern. Die EEG-Anlagen erhalten von diesem Konto die Zahlungen für ihren EE-Strom. Ein Teil der Einnahmen auf dieses Konto ergibt sich aus der Vermarktung des EE-Stromes an der Börse. Den „restlichen Betrag“ füllt der Bund seit 2022 durch monatliche Zahlungen auf. Bis 2021 mussten die Stromkunden diesen fehlenden Betrag über die EEG-Umlage (2021 waren dies 6,5 ct/kWh) bezahlen.
Warum nun diese massive und dringliche Forderung? Der wesentliche Grund liegt in den derzeit fallenden Strompreisen an der Börse. Diese waren in der Prognose im Herbst 2023 so nicht erwartet worden. Der Fehlbetrag wird mit 4,4 Mrd. Euro erwartet. Hinnzu kommen noch ausstehende Restzahlungen aus den Jahren 2022 und 2023 in Höhe von 3,4 Mrd. Euro. Die Übertragungsnetzbetreiber sehen für sich somit akute Liquiditätsengpässe in den nächsten zwei bis drei Monaten. Damit könnten auch die dringend notwendigen Netzausbaupläne gefährdet sein.
Auswirkungen auf Strompreis?
Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox merkt hierzu an: „Im kommenden Jahr müssen Haushalte bereits ein Drittel höhere Netzkosten als noch im Jahr 2022 schultern. Der im Zuge der Energiewende dringend notwendige Netzausbau wird wohl auch in Zukunft einer der stärksten Strompreistreiber sein.“
Jetzt kommt es also auf die Bundesregierung an, ob sie die Zuschüsse wie gefordert in den nächsten Monaten bezahlen kann. Der Fehlbetrag entspricht einer Strompreiserhöhung von etwa zwei ct/kWh.
Meinung
Bereits im Dezember letzten Jahres hat Klaus Müller, Leiter der BNetzA, gewarnt: „Die Zeit billiger Energie ist vorbei.“ Gleichzeitig hat das BMWK den Zuschuss an die Übertragungsnetzbetreiber in Höhe von 5,5 Mrd. Euro auf Grund der angespannten Haushaltslage gestrichen. In Summe wird die BNetzA leider recht behalten. Dies verunsichert natürlich Bürger und Unternehmen. – Es fehlt nach wie vor an durchdachter Strategie und Kostenbewertung wie im letzten Blog-Beitrag hingewiesen!