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CO2-Budhet - Deutschland reißt das Ziel

Deutschland reißt CO2-Budget

Der Sachverständigenrat für Umweltfragen hat vor kurzem eine aktualisierte Berechnung des CO2-Budget für Deutschland vorgestellt. Demnach hat Deutschland sein CO2-Budget zur Einhaltung des 1,5 Grad-Zieles von Paris bereits aufgebraucht. Die Berechnungen beruhen auf einem CO2-Budget für Deutschland bei einer international gerechten Verteilung des globalen Budgets.

Der SRU schreibt: „Konkret hat Deutschland seinen fairen Anteil an einem globalen CO2-Budget, mit dem die 1,5 °C-Grenze eingehalten werden kann, seit kurzem überschritten. Für eine Temperaturgrenze von 1,75 °C mit 67 % Wahrscheinlichkeit umfasst das maximale CO2-Budget für Deutschland noch 3,9 Gigatonnen CO2. Würden die Emissionen in diesem Fall ab heute linear auf null reduziert, müsste Deutschland spätestens 2037 CO2-neutral sein. Aus Sicht des SRU sollte sich die deutsche wie die internationale Klimapolitik weiterhin an der Einhaltung der 1,5 °C-Grenze orientieren, selbst wenn das hierfür verbleibende CO2-Budget auch auf globaler Ebene inzwischen sehr klein ist.“

CO2-Budget wurde nach unten korrigiert

Noch in seinem Bericht von 2022 hat der SRU festgestellt, dass Deutschland sein CO2-Budget erst im Jahre 2031 überziehen würde. Inzwischen haben neuer klimawissenschaftliche Erkenntnisse nach Aussage des SRU gezeigt, dass die Erde sich schneller erhitzt. Auch neuere Emissionsdaten der letzten beiden Jahre sind in die Berechnungen eingeflossen. Damit gehen die Wissenschaftler mittlerweile davon aus, dass das globale CO2-Budget global zu hoch angesetzt war. Eine Korrektur nach unten ist die Folge. Deutschland steckt also in einem Dilemma.

Wie kommt Deutschland aus diesem Dilemma?

Zur Lösung des Problems „Überschreitung des CO2-Budgets“ haben die Autoren des SRU zwei Lösungen vorgeschlagen:

  1. Das Ausland muss noch mehr sparen: „Auf europäischer Ebene muss Deutschland bereits Strafzahlungen an andere Länder leisten, wenn es seine Klimaziele reißt, wie es etwa seit Jahren im Verkehrssektor geschieht. Das EU-Recht verpflichtet Deutschland dazu, sogenannte Zertifikate von Mitgliedsstaaten wie Bulgarien, Tschechien oder Ungarn aufzukaufen, die ihre Verkehrsziele erreichen konnten.“ wie der Focus schreibt.
  2. CO2 aus der Luft entfernen mit CCS und CCU: Derzeit sind diese Techniken in Deutschland für die breite Anwendung noch nicht erlaubt. Aber auch der Weltklimarat IPCC sieht in dieser Technik die einzige Chance den CO2-Anstieg zu bremsen bzw. sogar zu reduzieren.

Diskussion des CO2-Budget

Die Bundesregierung hält das Klimaziel für 2030 immer noch erreichbar. Habeck erklärt: „das deutsche Klimaziel für das Jahr 2030, wonach die Emissionen um 65 Prozent gegenüber 1990 sinken sollen, sei erreichbar.“  Damit würde Deutschland nach SRU-Berechnungen aber immer noch mehr verbrauchen, als mit dem 1,5-Grad-Ziel vereinbar wäre.

Es gibt auch Wissenschaftler, die das 1,5-Grad-Ziel kritisieren. Dieses vermittelt den falschen Eindruck, dass bei 1,4 Grad noch alles in Ordnung sei und bei 1,6 Grad die Welt untergeht. Dieser Eindruck sei kontraproduktiv meint Klimaforscher Mojib Latif: „Menschen sind verzweifelt, sie glauben tatsächlich, dass ab 1,5 Grad Erderwärmung die Welt untergeht. Deswegen war es meiner Meinung nach auch taktisch ein großer Fehler, diese 1,5 Grad in das Protokoll zu schreiben.“

Meinung

Ich befürchte, dass „Wissenschaft“ und wissenschaftliche Stellungnahmen oft Verwirrung stiften, wie an dem Beispiel CO2-Budget leicht nachzuvollziehen ist. Für mich ergibt sich die Frage: Muss die Wissenschaft bzw. diejenigen, die über „wissenschaftliche Ergebnisse“ berichten, die Aussagen deutlicher hinterfragen? Ein breiterer und offener Diskurs ist auch gegenüber der Wissenschaft notwendig.

(rm)

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