Der PV-Boom zeigt sich nicht nur in Deutschland, sondern ist weltweit festzustellen. In Deutschland liegt der Ausbau der installierten Photovoltaikanlagen derzeit sogar über der angestrebten Zielmarke der Bundesregierung. Dies hat auch Folgen für die Integration des so erzeugten Stromes in das Stromnetz und wird das Strommarktdesign verändern. Ebenso sind Folgen für die Kosten und deren Finanzierung zu erwarten.
PV-Boom in Deutschland
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) schreibt in ihrem aktuellen Wochenbericht Nummer 33/2024: „Auch in Deutschland hat sich der Zubau von PV-Anlagen seit dem vergangenen Jahr deutlich beschleunigt (Abbildung 2). Durch das starke Wachstum liegt die installierte Leistung mit rund 91 Gigawatt (GW) sogar über dem von der Bundesregierung selbst gesteckten Zielpfad (Abbildung 2, links). Um das Ausbauziel von 215 GW im Jahr 2030 zu erreichen, muss die Geschwindigkeit allerdings noch weiter steigen, wie die Trendlinie zeigt. Bis 2040 soll sich die Gesamtleistung den Plänen der Bundesregierung zufolge dann noch einmal auf 400 GW fast verdoppeln. An der gesamten Bruttostromerzeugung in Deutschland hatte die Photovoltaik im letzten Jahr einen Rekordwert von rund zwölf Prozent.“
Hintergründe des PV-Boom
Das PV-Magazin nennt als wesentliche Gründe
- Viele neue PV-Aufdachanlagen
- Ein Boom bei PV-Freiflächenanlagen
- Rasanter Anstieg der „Balkonkraftwerke“ auf etwa 600.000
- Fallende PV-Modulpreise auf Grund eines weltweiten Überangebotes
Bei der regionalen Verteilung der PV-Anlagen fällt auf, dass insbesondere in Bayern etwa 25 Prozent der in Deutschland installierten Leistung steht.
Folgen und Auswirkungen des PV-Booms
Zu den Folgen des PV-Booms schreibt BR24: „Nirgendwo in Deutschland gibt es mehr Photovoltaik-Anlagen als in Bayern. Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine und der anschließenden Energiekrise boomt der Bau von Solaranlagen – gerade auch auf privaten Hausdächern. … Der Erfolg ist sichtbar, immer größere Anteile des in Deutschland verbrauchten Stroms stammen aus erneuerbaren Quellen. Es gibt aber auch einen eher unangenehmen Nebeneffekt: An sonnigen Sommertagen wird immer häufiger mehr Sonnenstrom produziert, als Bayern und Deutschland überhaupt verbrauchen.
Das Ergebnis sind negative Strompreise – die heuer schon seit April an sonnigen Wochenenden, Feiertagen oder Brückentagen regelmäßig vorkommen. Jeweils für ein paar Stunden um die Mittagszeit. Diese gelten für Energiemengen, die kurzfristig zwischen Stromhändlern an der Börse gehandelt werden und sind das Ergebnis von Angebot und Nachfrage zur jeweiligen Stunde. Für den Strompreis, der bei Verbrauchern ankommt, sind dagegen vor allem längerfristig ausgehandelte Kontrakte maßgeblich. Unter dem Strich bleibt: Es wird regelmäßig Geld bezahlt, um überschüssigen Strom sozusagen zu entsorgen. „Das ist suboptimal und erzeugt auf lange Sicht volkswirtschaftliche Kosten“, sagt der Energieexperte Christoph Maurer. .. Schon um das Stromnetz langfristig stabil zu halten, müssen auch kleine Photovoltaikanlagen künftig intelligent gesteuert werden, ist Maurer überzeugt.“
Folgen bei den Kosten
Der Finanzierungsbedarf des EEG-Kontos durch den Bund betrug Ende Juli 2024 bereits deutlich mehr als 11 Mrd. Euro. Prognosen gehen mittlerweile von einem gesamten notwendigen Bundeszuschuss von über 20 Mrd. Euro aus.
Im neuen Diskussionspapier der Bundesregierung zum Strommarktdesign werden daher neben eine Flexibilisierung der Nachfrage auch eine Änderung der Förderung von EE-Anlagen vorgeschlagen. (s. auch Beitrag zu Strommarktdesign). Der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) stellt hierzu bereits Forderungen für eine ausreichende Finanzierung: „Wir warnen deshalb auch davor, das bewährte Absicherungssystem des EEG durch unzureichend diskutierte Modelle ersetzen zu wollen“, so Peter. „Die Energiewende erfordert hohe Investitionen. Investitionen benötigen Sicherheit und Verlässlichkeit. Heute ist garantiert, dass bei niedrigen Eigenkapitalquoten Finanzmittel in ausreichender Größenordnung von einer breiten Akteurslandschaft mobilisiert werden. Jede Reform muss sich daran messen lassen, ob die Bereitstellung von Finanzmitteln über den freien Markt gesichert ist.“
BR24 unkt: „Das Ende der Einspeisevergütung naht – So könnte es tatsächlich kommen. Das Bundeswirtschaftsministerium hat Anfang August ein Papier zum Strommarktdesign der Zukunft (externer Link) veröffentlicht. Das ist noch kein Beschluss, es werden noch Diskussionen folgen. Aber es macht die künftige Richtung klar: Weg von der Einspeisevergütung pro Kilowattstunde erneuerbarem Strom hin zu einer Basis-Investitionsförderung. Gekoppelt mit dem Zwang, den Strom dann selbst am Markt zu verkaufen – oder von einem Dienstleister verkaufen zu lassen.“
Meinung:
Fürwahr ein komplexes Aufgabenfeld:
- Physikalisch dürfte es eine schier nicht lösbare Aufgabe sein, aus den volatilen Stromerzeugern Sonne und Wind eine gesicherte und klimaneutrale Stromversorgung aufzubauen. Die Kraftwerksstrategie wird auch noch diskutiert und eine Umsetzung wirft erhebliche Fragen im Bereich der Finanzierung auf. – Wer geht hier welches finanzielle Risiko ein?
- Finanziell ergeben sich z.B. aus den Forderungen des BEE, dass von dieser Seite kaum eine Entlastung der Kosten in Sicht ist. – Die Sonne schickt zwar keine Rechnung, aber die Anlagenbetreiber!
Wenn diese Fragen nicht schlüssig geklärt werden, dann befürchte ich, dass der PV-Boom nicht bis 2030 anhalten wird.
(ru)