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Strompreis-Explosion

Strompreis geht durch die Decke

Hat sich die Diskussion in den letzten Monaten hauptsächlich um das knappe Erdgas gedreht, so tauchen derzeit Meldungen über eine Kostenexplosion beim Strompreis auf. Aber woran liegt dies? Warum müssen Gewerbe- und Industriekunden ein Mehrfaches für Strom bezahlen bei neuen Verträgen? Die Strompreise für Atom- und Braunkohlestrom ist nur unwesentlich gestiegen und die Erneuerbaren Energien sind doch konkurrenzlos günstig, wie es so schön heißt.

Wie bildet sich der Strompreis?

Einen großen Teil des Strombedarfs sichern sich Unternehmen einschließlich der Stromlieferanten mittel- bis langfristig. Damit die Nachfrage nach Strom zu jedem Zeitpunkt erfüllt werden kann, werden diese Bedarfsspitzen kurzfristig an der Strombörse geordert. Hierbei werden Angebote für den nächsten Tag auf Grund der langjährigen Erfahrungen eingeholt. Zunächst erhalten die billigsten Angebote den Zuschlag. Dies sind insbesondere Erneuerbare Energie mit 0 ct/kWh. Dann folgen in der Regel die Angebote von Kernkraft, Kohle und Gas. Wenn nun das letzte Angebot zur Bedarfsdeckung entschieden ist, weiß man an der Börse, welche Kosten dieses (teuerste) Angebot verursacht.

Nun kommt das Merit-Order-Prinzip ins Spiel. Das letzte und damit teuerste Angebot bestimmt den Strompreis der ganzen Auktion an diesem Tag. D.h. auch alle vorherigen, günstigeren Angebote erhalten nun den Preis des letzten Angebotes! (siehe hierzu auch „Next-Kraftwerk„)

Merit-Order-Prinzip treibt Strompreise

In den letzten Jahren waren die Börsenpreise kein (großes) Problem, da die Strompreise an der Börse zwar unterschiedlich, aber in der Größenordnung überschaubar waren. Dies hat sich in den letzten Monaten dramatisch geändert: Der Strom von Erdgas-Kraftwerken hat sich vervielfacht und beträgt etwa 40 – 60 ct/kWh. Strom aus Gaskraftwerken wird aber zum kurzfristigen Ausgleich von Stromschwankungen von Wind- und Sonnenstrom weiter benötigt, weil auch keine anderen Kraftwerkskapazitäten ausreichend zur Verfügung stehen (Gas galt als der Stromproduzent der Wahl anstelle von Kohle und Kernkraft.)

Aus Next-Kraftwerke.de

Mit dem Merit-Order-Prinzip und dem immer noch großen Bedarf an Strom aus Gas (trotz Sparapellen des Bundeswirtschaftsminister!) stieg der Strompreis an der Börse dramatisch an. Sobald nun Stromkunden neue Verträge abschließen müssen, werden dies sehr hohen Strompreise fällig. Dies stellt ein großes finanzielles Problem für Bürger, Gewerbe und Industrie dar.

Nutznießer dieser Strompreis-Explosion

Nutznießer von dieser Entwicklung sind EEG-geförderte PV- und Windanlagen sowie alle konventionellen außer Gaskraftwerken. Damit erklären sich auch die „Übergewinne“ einer Reihe von Strom-Konzernen (RWE, E.O.N., u.ä.). Außer natürlich die Unternehmen die Gas verbrauchen oder mit Gas handeln (z.B. uniper). Bezahlen müssen dies alle Stromkunden!

Wie könnte diese Explosion bei den Strompreisen gemindert werden? Z.B. durch schnelles Ersetzen der Gaskraftwerke durch Kohlekraftwerke – dauert aber anscheinend doch länger. Oder durch Weiterbetrieb der derzeit noch betriebenen drei Kernkraftwerken – ansonsten verschlimmert sich die Situation im neuen Jahr noch stärker. Oder?

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Leonard Burtscher

    Wie können EEG-geförderte Anlagen Nutznießer von marktabhängigen Strompreisen sein? Ich erhalte für jede verkaufte kWh meiner Anlage jedenfalls einen fixen Preis von ca. 7 Cent/kWh. Das kann doch wohl kaum ein Preistreiber sein…

    1. UmweltAKML

      Die „Marktprämie“ erhalten die PV-Anlagenbetreiber, die ihren Strom selbst/direkt vermarkten. Dies sind in der Regel größere Anlagen, die derzeit gute Gewinne machen. Bei kleineren Anlagen, die über den Netzbetreiber vermarktet werden, geht der Marktwert, der über den fixen Preis liegt, in das EEG-Umlagenkonto. Dieses EEG-Umlagenkonto, das früher über die EEG-Umlage vom Stromkunden ausgeglichen werden musste, wächst daher zur Zeit an (Höhe des EEG-Umlagenkontos derzeit über 16 Mrd. Euro; Anstieg von Jan. 2022 bis Juli 2022 betrug über 4 Mrd. Euro! – Daten aus „netztransparenz.de“). Sie als „Nicht-Direktvermarkter“ erhalten weiterhin den vereinbarten Fixbetrag.

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