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Bericht zu „Mit Satellitentechnik den Klimawandel stoppen“

Expertengespräch der Klimaplattform München-Land zur Nutzung von Weltraumtechnologie

Die Klimaplattform des Arbeitskreises Umweltsicherung und Landesentwicklung (AKU) der CSU München-Land organisierte ein Expertengespräch mit dem Titel „Mit Satellitentechnik den Klimawandel stoppen?„. Die Referenten der Veranstaltung, Vertreter der Firmen Space Cooperative Europe SCE, Europäischen Raumfahrtagentur (ESA), Deutschen Agentur für Luft- und Raumfahrt (DLR) und ConstellR stellten hierbei grundsätzlich denkbare technologische Lösungen für umweltrelevante Aufgabenstellungen vor. Weiter beschrieben sie konkrete Beispiele, mit denen durch Satellitenunterstützung Wasserreserven gesteuert und bessere Ernteergebnisse erreicht werden können.

Den Blick ins Weltall richtet eine Gesprächsrunde der Klimaplattform München-Land mit der Fragestellung, welche Beiträge die Satellitentechnik im Kampf gegen die Erderwärmung und für die globale Ernährungssituation liefern kann. Nach der Begrüßung durch Dr. Matthias Ruhdorfer, dem Leiter der Klimaplattform München-Land, moderierte Markus Häuser, CEO von Space Cooperative Europe (SCE), die Expertenrunde. Markus Häuser nannte es Zielsetzung der Veranstaltung, vorzustellen, welche entscheidenden Beiträge die Weltraumtechnologie im Kampf gegen den Klimawandel leisten könne. Die Vereinten Nationen sagen bereits in 2050 internationale Konflikte um den Zugang zu Trinkwasser und Lebensmittel voraus. Deshalb gilt es mit Hilfe des Weltraums, in den kommenden Jahren Lösungen für die Herausforderungen auf der Erde zu finden, so die Ernährung der Menschheit.

Es gäbe heute schon viele Anwendungsbereiche, wenn beispielsweise durch Satellitenunterstützung in der Landwirtschaft der Dünger- und Wassereinsatz reduziert und gleichzeitig die Erträge gesteigert werden könnten. Wichtig sei es jetzt, Unternehmen zu finden, die den Weltraum als neuen Markt entdecken, um Lösungen bereitzustellen, sei es im Indoor Farming, bei der künstlichen Entwicklung von Fleisch oder pflanzlichen Proteinen. Auch auf der Internationalen Raumstation werden Versuche unternommen, um die erschwerten Bedingungen im Weltraum als Katalysator für Produktentwicklungen zu nutzen. Pflanzen, die dort wachsen, verändern von sich aus Ihre Genstruktur und werden resistenter gegen die Einflüsse des Klimawandels.

Vielfältige Nutzungsmöglichkeiten der Satellitentechnik

„We need more Space“ war das Motto von Frank Salzgeber mit Bezug auf die vielfach gesteigerten Nutzungsmöglichkeiten der Satellitentechnik. Der Verantwortliche für Innovation & Ventures bei der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) beschrieb drei Säulen, auf denen die Beiträge von Unternehmen für eine bessere Nahrungsversorgung und für die Vermeidung von Klimabelastungen ruhten. „Die Erdbeobachtung liefert aktuelle und detaillierte Informationen über den Zustand von Flächen. Im Rahmen von Navigationsanwendungen können nicht ganze Felder, sondern die Ernte einzelner Pflanzen angesteuert und damit die Landwirtschaft automatisiert werden“, beschrieb Salzgeber die Lösungsfelder. „Durch die weltraumgestützte Telekommunikation kann die permanente Verbindung der einzelnen Einrichtungen sichergestellt werden.“ Für die esa sucht Salzgeber Unternehmen, vor allem Start-ups und KMUs, die Geschäftsmodelle für die einzelnen Lösungen entwickeln, wobei für die Forschungsaufwendungen Unterstützung durch die esa möglich sei. 

INNOspace Netzwerk Space2Agriculture – die Kommunikationsplattform zwischen der Raumfahrt und der Landwirtschaft

Um Raumfahrt-Know-how auch für andere Wirtschaftszweige verfügbar zu machen, hat die Deutsche Raumfahrtagentur im DLR 2013 die Initiative INNOspace gestartet. „Zur Förderung des Wissens- und Technologietransfers (Spin-off und Spin-in) bringt INNOspace Raumfahrtakteure mit anderen Branchen zusammen und fördert so Innovation durch branchenübergreifende Kooperation“, erläuterte Dr. Robin Ghosh, Projektleiter von Space2Agriculture bei der Deutschen Raumfahrtagentur. „Das INNOspace Netzwerk Space2Agriculture eröffnet eine Kommunikationsplattform zwischen der Raumfahrt und der Landwirtschaft. Es richtet sich an Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie Verbände und Behörden aus der Raumfahrt und der Landwirtschaft.“ Ziel des Netzwerks sei es, Innovationen durch branchenübergreifende Kooperation, gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsvorhaben sowie die Identifikation neuer Kommerzialisierungspotenziale für Raumfahrtanwendungen anzustoßen. Denkbare Anwendungen mit direktem Bezug zur Landwirtschaft sind beispielsweise Breitband-Konnektivität über Satellit für die Digitalisierung der Landwirtschaft, Erdbeobachtungsbilder für teilflächenspezifische Dünge- und Bewässerungskarten, das Europäische Satellitennavigationssystem Galileo für das Precision Farming oder Ernährungssicherheit durch aktuelle Lagebilder für Landwirte, Versicherer und Behörden. 

‚More Crop per Drop‘- eine Mission zur Sicherung der Nahrungsversorgung

Das Ziel des Unternehmens ConstellR ist es, ab 2023 eine Konstellation von Kleinsatelliten aufzubauen, mit deren Hilfe die Agrarwirtschaft und dadurch die Nahrungsstabilität effizienter gestaltet werden können. „Die gemessene Oberflächentemperatur der Erde ist ein entscheidender Indikator für die Gesundheit von Agrarflächen. Die neuen weltraumgestützten Messsysteme von ConstellR liefern hochpräzise Thermal-Infrarotaufnahmen, mit denen der Gesundheitszustand und Wasserbedarf von Nutzpflanzen bestimmt werden kann. Eine drohende Dürre kann so frühzeitig erkannt und durch gezielte Bewässerung verhindert werden“, erläuterte Dr. Max Gulde, CEO und Co-Founder von ConstellR. „Durch diese Methode wird der Wasserverbrauch bei der Bewässerung von Feldern verringert und gleichzeitig der Ernteertrag pro verwendetem Liter Wasser erhöht. ‚More Crop per Drop‘ lautet dabei die Devise.“ 

Die Daten der Landkartenaufnahmen seien bis auf 50 Meter genau und sollen an Smart-Farming-Firmen weitergegeben werden. Diese können dann die Betreiber der landwirtschaftlichen Flächen informieren. Ab 2026 könnten bereits jährlich 180 Milliarden Tonnen Wasser und 94 Million Tonnen CO2 eingespart werden, während sich der globale Ernteertrag ohne höheren Wasserverbrauch um bis zu vier Prozent erhöhen könnte. Dies entspräche Nahrung für über 350 Millionen Menschen. Dies führt zu einem Null-Hunger-Ziel, wobei die Grenzen der Nachhaltigkeit eingehalten werden

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