Über den Stand der Elektromobilität und die Perspektiven für den Verkehr mit elektrogetriebenen Fahrzeugen informierte sich die Klimaplattform München Land der CSU bei einem Vortrag von Ingenieur und Hochschullehrer Markus Lienkamp. Der Inhaber des Lehrstuhls für Fahrzeugtechnik an der Technischen Universität München forscht schwerpunktmäßig zum Thema Elektromobilität und autonomes Fahren. Für die Klimaplattform München Land stellte Nicola Gerhardt den in Garching wohnenden Referenten vor und begrüßte die Gäste im Bürgerhaus. Der Vortrag konnte auch per Livestream verfolgt werden.
Zu Beginn stellt der Referent die provokante Frage: „Warum die CSU dieses Thema erst nach der Bundestagswahl behandelt – die Grünen haben das vorher gemacht?“ Der Leiter der Klimaplattform, Matthias Ruhdorfer, konterte, dass dieses sachliche Thema nicht im Wahlkampf zerredet werden sollte und die CSU auch nach der Wahl klimapolitische Projekte mit Nachdruck behandelt.
Megatrends der Mobilität
Markus Lienkamp beschrieb in seinem Vortrag zunächst die Mega-Trends in der Entwicklung des Verkehrs und kam bei der Betrachtung der Möglichkeiten zu dem Ergebnis: „E-Fuels eignen sich vor allem bei Flugzeugen und für Fahrzeuge im Altbestand mit sehr geringen Laufleistungen. Bei Pkw und Lkw sind sie aufgrund des schlechten Wirkungsgrades und dadurch hohen Kosten in der Breite derzeit unbezahlbar, was voraussichtlich langfristig so bleiben wird. Wasserstoff ist ebenso in absehbarer Zukunft wegen hoher Kosten im Pkw nicht einsetzbar, könnte aber bei Langstrecken-Lkw in Zukunft eine Option darstellen. Das batteriegetriebene Elektrofahrzeug entwickelt sich aus Kostengründen für Pkw und teilweise Lkw zu einer immer besseren Option.“
Zukunft der Automobilindustrie
Diese Einschätzung untersuchte der Referent unter der Fragestellung „Welchen Antrieb fährt die Kompaktklasse 2030?“ und stellte dabei die Antworten anhand unterschiedlicher Szenarios vor. In seinem Resümee kann Markus Lienkamp kam als Zusammenfassung seiner Forschung zu dem Ergebnis: „Für Deutschland hege ich die Hoffnung, dass die Fahrzeughersteller mittelfristig gestärkt aus der Krise hervorgehen werden. Viele Zulieferer, die sich auf Komponenten für Verbrennungsmotoren konzentriert haben, werden diesen Wandel leider nicht überstehen. Dafür wird es neue Firmen und Arbeitsplätze im Bereich der Antriebskomponenten für Elektrofahrzeuge, bei der Ladeinfrastruktur, bei den Erneuerbaren Energien und beim Netzausbau geben. Die Wertschöpfung in Summe wird eher steigen und den Verlust überkompensieren, weil die Ölimporte wegfallen und mehr lokale Wertschöpfung stattfindet. Die deutsche Automobilindustrie kann langfristig als Gewinner hervorgehen, dazu braucht es ein gemeinsames Narrativ, ein gemeinsames Ziel und einen Schulterschluss von Politik, Industrie und Kunden.“
Nach dem Vortrag gab es eine intensive Aussprache, die zeigte, dass sich viele der Zuhörer schon aktiv mit dem Thema Elektromobilität und deren Verknüpfung beispielsweise mit dem Strom aus Photovoltaikanlagen auseinandergesetzt haben. Auch kritische Fragen zum Ressourcenbedarf bei der Produktion von Batterien und zum Strombedarf für den Betrieb wurden diskutiert.Die Veröffentlichung von Markus Lienkamp, „Status Elektromobilität 2020: Das Endspiel nach der Coronakrise“ kann man downloaden: https://www.researchgate.net/…/341670568_Status…