„Die Expertenkommission zum Energiewende-Monitoring sieht politischen Handlungsbedarf in nahezu allen Bereichen der Energiewende. Zwar gibt es Fortschritte, insbesondere beim Ausbau der erneuerbaren Energien, dennoch steht die von der Kommission aufgestellte Energiewende-Ampel in den meisten Dimensionen zusammenfassend auf Gelb.“ so Prof. Andreas Löschel als Vorsitzender der Expertenkommission Energiewende-Monitoring.
Der Energiewende-Monitoring untersucht seit 2011 in regelmäßigen Abständen den Fortschritt bei der Energiewende. Zitat aus der Zusammenfassung: „Die Expertenkommission stellt ihre Einschätzung des Standes der Energiewende traditionell anhand einer Energiewende-Ampel dar. Dem Prinzip der Energiewende-Ampel wird auch in diesem Bericht weiterhin gefolgt, ihre Zusammensetzung wurde jedoch im Vergleich zu den vorherigen Berichten angepasst. Für diesen Bericht wurden sechs Dimensionen der Energiewende identifiziert, die jeweils in zwei Unterdimensionen unterteilt sind. Die Dimensionen umfassen unterschiedliche Themenfelder, von der Energieversorgung und Wirtschaftlichkeit über die Energie- und Versorgungssicherheit bis hin zu Auswirkungen auf die Umwelt und Gesellschaft, und bieten daher ein Gerüst, um die Energiewende entlang aller relevanten Achsen zu evaluieren.“
Was sieht die Expertenkommission positiv
Fortschritte bei der Energiewende sieht der Bericht in folgenden Bereichen:
- Ausbau der Erneuerbaren Energien, insbesondere PV-Anlagen und Windkraftanlagen
- Senkung der Strompreise durch die Umfinanzierung der EEG-Umlage aus dem Bundeshaushalt und Senkung der Stromsteuer für das produzierende Gewerbe
Wo sieht die Expertenkommission noch Handlungsbedarf
Als ein zentrales Thema sieht die Expertenkommission den weiteren Ausbau des Stromnetzes. Dieser ist für das Gelingen der Energiewende dringlich.
Zur Absicherung des Kohleausstieges müssen neue Kapazitäten an Gaskraftwerken geschaffen werden. Deren Betrieb muss mittelfristig mit Wasserstoff möglich sein.
Wasserstoff wird als wesentlicher Baustein der Energiewende gesehen. Hierzu muss der Aufbau von Wasserstoffnetzen nachdrücklich vorangetrieben werden. Bei der Beschaffung von Wasserstoff ist darauf zu achten, dass eine ausreichende Diversifizierung der Import von Anfang an mit bedacht wird. Nur so kann bei den erheblichen benötigten Mengen an Wasserstoff die Abhängigkeit von einzelnen Staaten minimiert werden.
In die Systementwicklungsstrategie sollte auch das benötigte CO2-Netz in die Überlegungen einbezogen werden.
Weitere Bereiche des Monitoring-Berichtes
Der Monitoring-Bericht enthält noch weitere Bereiche, die für das Gelingen der Energiewende notwendig sind. Diese werden in den Medien aber meist nicht angesprochen. Zwei Beispiele:
- Bioenergie: Sie stellt in den letzten Jahren einen Anteil von ca. 9 % des Primärenergiebedarfes in Deutschland dar. Die Expertenkommission sieht „in der energetischen Biomassenutzung einen begrenzten, aber gleichwohl unverzichtbaren Beitrag zur Erreichung der Klimaneutralität.“
- Gesellschaftliche Aspekte: In Kapitel 8 der Zusammenfassung heißt es: „Für den Erfolg oder Misserfolg der Energiewende sind gesellschaftliche Aspekte zentrale Elemente, da die Energiewende ohne den Rückhalt und die Beteiligung der Bevölkerung nur schwierig, bis gar nicht umgesetzt werden kann. Daher ist es wichtig, sowohl die entstehenden Be- oder Entlastungen für Verbraucher/innen als auch die generelle Zustimmung und Akzeptanz der geplanten Ziele und getroffenen Maßnahmen zu betrachten.“
Meinung
Der Monitoring-Bericht der Expertenkommission liefert einen aktuellen Status zum Stand der Energiewende. Er zeigt auf, wo noch (dringender) Handlungsbedarf zur Erreichung der Klimaziele bestehen. Er stellt einen wertvollen Beitrag für die anstehenden Maßnahmen dar. Aus meiner Sicht sollte er aber nicht als abschließend in den Handlungsfeldern betrachtet werden, da sich stets neue interessante Entwicklungen auftun. Auch die Möglichkeiten des Europäischen Stromhandels zeigt seit einem Jahr ganz neue Optionen, die es zu betrachten gilt. (ru)