Beim „Zukunftskongress zu Erneuerbare Energien“ der CSU München-Land in Garching berichteten Fachleute über neueste Entwicklungen zu den Themen Geothermie, Biogas, Stromspeicher und Wasserstofftechnik. Diese Bereiche bieten die Chance erhebliche Einsparungen beim Verbrauch fossiler Energien zu ermöglichen. Wichtig, um diese klimafreundlichen Techniken zu nutzen und in den Markt zu bringen, sind weniger bürokratische Hürden und finanzielle Anreize in der Startphase.
Geothermie für erneuerbare Wärme
Dr. Herbert Pohl von der „Deutsche Erdwärme“ unterstrich die Bedeutung der Tiefengeothermie für die regionale, sichere und klimafreundliche Wärmeversorgung. Besonders die Kommunen im Landkreis München sind hier aktiv und haben Pioniercharakter. Mit großer Wahrscheinlichkeit lassen sich auch Geothermie-Projekte in Nordbayern wirtschaftlich zum Erfolg führen. Jedoch liegen dort zu wenig geologische Grunddaten vor.
Als wesentliche Hürden sieht Pohl neben den fehlenden Grunddaten die umfangreichen Genehmigungsverfahren mit bis zu 30 Genehmigungen sowie die fehlende Industriestruktur in Deutschland. Für eine deutliche Nutzung der Erdwärme wäre mindestens 50 Bohrtürme in Deutschland mit entsprechenden wirtschaftlichen Perspektiven für die Unternehmen notwendig. Auch der regulatorische und technische Rahmen für die Wärmeabnahme sowie der Wärmepreis behindern den benötigten Einsatz der Tiefengeothermie.
Biomethan als klimaneutraler Kraftstoff
Die CM Fluids AG – so schildert Dr. Hans Friedmann – hat ein „CMF drive“ (patentiertes Antriebssystem mit Gasmotorbetrieb) für Busse und LKWs entwickelt, das einen bis zu 30% geringeren Kraftstoffeinsatz gegenüber Dieselfahrzeugen aufweist. Gerade in Zusammenhang mit nachhaltigen Bio-LNG entsteht ein klimaneutrales Antriebssystem, das den fossilen CO2-Ausstoß relativ schnell und deutlich senken kann. Hierbei nutzt es die bestehende Infrastruktur des Fahrzeugparks und der Betankung.
Die Bereitstellung von klimaneutralem Bio-LNG kann von den bestehenden Biogas-Anlagen übernommen werden. Diese erhalten damit auch eine bessere wirtschaftliche Perspektive, in dem sie biologische Kreisläufe in der Region stärken. Modellprojekte gibt es bereits in Freising und bei Fürth. Der „Bus 79“ am Flughafen München – ein Modellprojekt – erhielt bereits 2020 einen Innovationspreis der deutschen Gaswirtschaft.
„Litricity“ – ein effizienter Stromspeicher
Laut Marc Diekmann ist die Speicherung von Strom ein wesentlicher Faktor für eine klimaneutrale Energiewende. Die Fa. Litricity hat das bekannte Prinzip der Redox-Flow-Batterien zu Grunde gelegt und den Ionen-Austausch auf Basis von Polyoxometallate realisiert und patentieren lassen. Hierdurch wird die Effizienz deutlich gesteigert und die Skalierbarkeit sowie die Langlebigkeit beibehalten. Weitere Vorteile sind die Transportfähigkeit und Handhabung der Batterien, die auf einer umweltfreundlichen Wasserlösung basieren. Es entsteht eine wirtschaftliche Anwendung, die auf keine kritischen Ressourcen beruht.
Die Einsatzgebiete liegen insbesondere in der effizienten (Zwischen-)Speicherung von Stromspitzen. Der gespeicherte Strom kann auch ohne Probleme transportiert und in der Mobilität eingesetzt werden.
Grüner Wasserstoff – Grundlage von Energie-, Verkehrs- und Wärmewende
Dr. Tobias Brunner sieht in der Produktion von grünem Wasserstoff aus „Überschussstrom“ per Elektrolyse einen unverzichtbaren Baustein für die Energiewende. Nur so kann PV- und Windstrom gepuffert und transportiert werden. Damit können dann auch fossile Energien in Deutschland durch Wasserstoff aus sonnen- und windreichen Gegenden importiert werden. Hierbei gewinnt die Energieeffizienz gegenüber heimischen PV-Strom in der Mobilität bei der Gesamtbetrachtung sogar einen leichten Vorteil.
Grüner Wasserstoff eignet sich als Kraftstoff vor allem für Fahrzeuge mit Langstreckenanforderungen. Preislich wird dieser Wasserstoff zuerst bei der Mobilität wirtschaftlich vergleichbar mit konventionellen Kraftstoffen bei entsprechenden CO2-Abgaben. Daher ist ein bayerisches Investitionsprogramm für regionale netzdienliche Elektrolyseure und einer Wasserstoffinfrastruktur notwendig. Dies beschleunigt die notwendige Diversifizierung der Energieversorgung und schafft zusätzliche Wertschöpfung in Bayern.
Emissionsfreie Stromerzeuger
Brennstoffzellen als klimafreundliche Stromerzeuger sind seit vielen Jahren das Kerngeschäft der Fa. SFC in Brunnthal wie Christian Böhm erläutert. Besonders in kritischen Einsatzgebieten wie der Energieversorgung, der Telekommunikation und im Transport- und Verkehrswesen erlauben diese Stromerzeuger eine klimafreundliche Energieversorgung im Strombereich. Einsatzgebiete sind gegeben bei Anlagen ohne vorhandenes Stromnetz oder im Katastrophenfall (Blackout).