Die von der Bundesregierung eingesetzte „Plattform Klimaneutrales Stromsystem“ (PKNS) soll Vorschläge für ein klimaneutrales Stromsystem bis 2035 entwickeln. Der Zeitpunkt 2035 ist laut Szenarien der Internationalen Energieagentur für das Stromsystem notwendig. Damit können dann bis zum Jahr 2045 alle übrigen Sektoren, die oftmals vom Stromsystem abhängen, klimaneutral werden.
In der PKNS sind Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft und der Zivilgesellschaft sowie Politiker der Ampelkoalition eingebunden. Das Ziel ist es, Vorschläge für ein neues Strommarktdesign zu entwickeln, das die Transformationen hin zu einer vollständig erneuerbaren Stromversorgung, die effizient, sicher und möglichst schnell gelingen soll, aufzuzeigen.
Vier Handlungsfelder für die Plattform Klimaneutrales Stromsystem
In vier Handlungsfeldern sollen die wichtigsten Fragestellungen für ein klimaneutrales Stromsystem und Strommarktdesigns behandelt werden:
- Sicherung der Finanzierung von Erneuerbaren Energien: Hierbei geht es um Anreize für den ausreichenden Zubau und den systemdienlichen Betrieb von EE-Anlagen in einem klimaneutralen Stromsystem.
- Ausbau und Einbindung von Flexibilitätsoptionen: Diese AG beschäftigt sich mit Schwerpunkt auf nachfrageseitigen Flexibilitätsoptionen inklusive Speichern in den Sektoren Industrie, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen sowie Haushalte.
- Finanzierung von steuerbaren Kapazitäten zur Residuallastdeckung: Die Fragestellung lautet: Wie kann die bedarfsgerechte Versorgung der Stromverbraucher auch in Zeiten hoher Residuallast aufrechterhalten werden.
- Lokale Signale: Hierbei geht es um regionale und örtliche Preissignale, um eine bessere regionale Steuerung der Lasten und der Erzeugung zu erzielen und damit die Netze zu entlasten.
Beitrag der Wissenschaft
Den wissenschaftlichen Betrag lieferte die Expertenkommission zum Monitoring-Prozess „Energie der Zukunft“. Der Vorsitzende Prof. Dr. Andreas Löschel zeigte die vielfältigen Handlungsoptionen auf.
Zudem warnt er vor regulatorischen Eingriffen in die Marktpreisbildung zur Senkung der Strompreise am Großhandelsmarkt. Die umfängliche Studie der Expertenkommission „gibt einen Überblick über die aktuelle Situation im deutschen und europäischen Strommarkt und zeigt Weiterentwicklungsbedarfe sowie mögliche Handlungsoptionen auf.“
„Flexibilität“ als Zauberformel?
Insbesondere der BEE mit Andrea Peters setzt auf das Thema Flexibilität beim zukünftigen Strommarktdesign. Zur Erreichung der Energiewende muss einerseits das Tempo beim Ausbau der Erneuerbaren Energie deutlich verstärkt werden und zum anderen „müssen die Märkte sich an den Erneuerbaren Energien sowie an deren benötigten Flexibilitäten ausrichten.“ – Ein Ansatz mit erheblichen Folgen!
Zeitfenster für den Diskussionsprozess
Schon im letzten Jahr war der Startschuss für diesen Dialogprozess angekündigt worden. Nun will Habeck im ersten Quartal eine „Kraftwerkstrategie“ auflegen. da Gaskraftwerke und wasserstofffähige Kraftwerke vor allem als Backup benötigt werden. Bis Jahresende soll es dann schon wesentliche Ergebnisse der Plattform geben.
Bei der anstehenden Reform der EU zum Strommarktdesign bremst Habeck eher. Er hält eine schnelle EU-Reform mit weitgehenden Markteingriffen für falsch. Die Diskussion auf EU-Ebene sollte auf nach der EU-Wahl 2024 verschoben werden.
Meinung
Irgendwie erschließt sich mir nicht die Reihenfolge der Diskussionsprozesse auf Deutscher und EU-Ebene. Die Vorschläge und Erarbeitung des Strommarktdesigns müssen doch in der EU und in Deutschland Hand-in-Hand gehen!
Ebenso stellt das Thema Flexibilisierung einen kritischen Punkt dar: Ja. Die Integration von volatilen Stromerzeugern erfordert Flexibilität bei den Stromproduzenten (Backup-Kraftwerke, gesicherte EE-Stromproduktion mit Wasser und Biomasse, Speicherung etc.). Aber das sich die Märkte an die „benötigte Flexibilität“ der Erneuerbaren Energie ausrichten müssen, ist nicht nur ein Paradigmen-Wechsel, sondern verkennt die praktischen Probleme bei der Integration der EE in das Strommarktdesign. (mr)